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1. Domain Namen - die "Hausnummern" des Internet


1.1. Funktion und Geschichte der Domain-Namen

Als der Vorläufer des Internet, das militärische Arpanet, Ende der 60er Jahre in den USA entstand, dachte noch niemand an ein weltweites Netzwerk mit Millionen angeschlossenen Computern. Man brauchte jedoch ein System, um die angeschlossenen Computer voneinander zu unterscheiden und eindeutig adressieren zu können. So ersann man ein Adressensystem, indem jeder Computer eine eindeutige Adresse erhielt, bestehend aus 4 Zahlen, die 0-255 betragen können und durch Punkte voneinander getrennt werden.
Später wurde das Netz über den militärischen Bereich hinaus erweitert: Auch Universitäten und Regierungsinstitutionen in den USA erhielten Anschluß. Bei der neuen Benutzergruppe der Studenten zeigte sich bald eine große Schwäche des Adressensystems: Niemand konnte sich die kryptischen Rechneradressen merken, zumal sie ohne jedes System vergeben worden waren (so manche Universität hatte eine Airbase als "Adressennachbar"). Schließlich fand sich mit dem "Domain Name Service" (DNS) eine abwärtskompatible Lösung: Jeder Rechner erhielt neben seiner Nummer (IP-Adresse) einen Namen und wurde einer Domain zugeordnet. Einige zentrale "Domain Name Server" speicherten Tabellen mit der Übersetzung von Domain-Adressen in IP-Adressen und tauschten sich gegenseitig aus. Die an das Netzwerk angeschlossenen Computer konnten nun ihrerseits automatische Anfragen an einen DNS-Server richten, so daß die Benutzer mit den neuen Domain-Adressen arbeiten konnten. Die Domain-Adressen können bis zu 24 Buchstaben, Zahlen oder Hyphen enthalten, die wiederum durch Punkte unterteilt werden können. Ganz am Anfang steht, abgetrennt durch einen Punkt, der Name des angeschlossenen Computers. In der Mitte steht der Name der Domain, der der Computer zugeordnet wird. Ist eine Domain in Subdomains aufgeteilt, so steht deren Name, abgetrennt durch einem Punkt, vor dem Domain-Namen. Am Ende der Domainadresse steht, wieder durch einen Punkt abgetrennt, ein höchstens 4 Zeichen langes Kürzel für die Toplevel-Domain. Das damals bestehende (rein amerikanische) Netz wurde nach den Beteiligten Institutionen in Toplevel-Domains aufgeteilt:

Institution

Militär

Universitäten

Regierung

Sonst. Org.

TL-Domain

mil

edu

gov

org


Als die ersten Privatfirmen angeschlossen wurden, schuf man für sie die Toplevel-Domain com.
Daraus sollten sich Probleme ergeben, als das Netz über die Grenzen der USA hinaus zum "Internet" ausgedehnt wurde: Man konnte sich nicht vorstellen, ein weltweites Computernetz nur nach solchen Instituten zu ordnen und beschloß die Verwendung von Länderkürzeln als Toplevel-Domains:

Land

Deutschland

Frankreich

Großbrit.

Japan

TL-Domain

de

fr

uk

jp


Aus Kompatibilitätsgründen wurde jedoch in den USA die bisherige Ordnung beibehalten, die Einführung der Toplevel-Domain "us" scheiterte. Statt dessen wurden com, edu, gov und org zu weltweiten Toplevel-Domains. Jedoch sind gov und edu bis heute ausschließlich in den USA gebräuchlich, während fortan die Toplevel-Domain "com" an Firmen in aller Welt vergeben wurde. Dies führt bis heute zu einer chaotischen Struktur bei den Domain-Adressen.

Abb.1, aus: Jürgen Weinknecht, "Schutz von Domains im Internet", http://www.weinknecht.de/dom_dom.htm

Domain-Namen kennzeichneten ursprünglich die einzelnen Computernetzwerke, die einer Toplevel-Domain angehörten. Seit das Internet durch die Entwicklung des WWW (World Wide Web) einen Boom erlebte und die Internetadresse immer wichtiger wird, gibt es jedoch mehr und mehr "virtuelle" Domains, die nur der besseren Auffindbarkeit eines bestimmten Internet-Servers dienen, der eigentlich einem anderen Netzwerk angehört. Der Domain-Name kann von seinem Benutzer frei gewählt werden. Er muß lediglich einen Antrag auf Eintragung in das DNS-System stellen.

1.2. Die Vergabe von Domain-Namen

Ursprünglich war für diese Anträge weltweit das Internet Network Information Center (InterNic) mit Sitz in den USA zuständig, seit dem 1. 1. 1994 gibt es für die einzelnen Länder-Toplevel-Domains eigene Vergabestellen, für die deutsche ("de") ist das DE-NIC an der Universität Karlsruhe zuständig, dem die deutschen Internet-Provider als Mitglieder angehören[1]. InterNic vergibt weiterhin die Adressen in den US-Toplevel-Domains und war bisher auch für die internationalen Toplevel-Domains zuständig. Am 1. Mai 1997 jedoch verständigten sich in Genf 80 bedeutende Telekommunikationsunternehmen unter Federführung der International Telecommunication Union darauf, diese Aufgabe zukünftig von insgesamt 28 regionalen Vergabestellen wahrnehmen zu lassen. Gleichzeitig wurde eine Anzahl neuer internationaler Toplevel-Domains eingeführt.[2] Die neuen Kürzel stehen für Firmen (.firm), Anbieter von Gütern und Dienstleistungen (.store), Aktivitäten des Web (.web), Kulturveranstaltungen (.arts), Unterhaltung und Freizeit (.rec), Informationsservice (.info) und für Einzelpersonen (.nom)[3]. Die Domain-Namen werden nach dem System "wer zuerst kommt, mahlt zuerst" vergeben. InterNic und DE-Nic prüfen lediglich, ob die entsprechende Adresse schon einmal vergeben wurde und stellen so die weltweite Einmaligkeit des Domain-Namens sicher[4]. Allerdings ist InterNic mittlerweile dazu übergegangen, bei Adreßanträgen, die eingetragenen Warenzeichen entsprechen, die Warenzeicheninhaber zu informieren. Auf Einspruch des Warenzeicheninhabers hat der Antragsteller zu beweisen, daß er das Recht hat, die begehrte Adresse zu benutzen, andernfalls wird sie nicht vergeben[5]. DE-Nic vergibt Adressen nur noch dann, wenn sie auch sofort genutzt werden. Reservierungen sind nicht mehr möglich[6].
Damit reagieren diese Institute auf die Fülle von rechtlichen Konflikten, die die freie Vergabe von Domain-Namen ausgelöst hat.


[1] Detlev Gabel, "Internet: Die Domain Namen", NJW-CoR 1996, S. 322
[2] Presseerklärung der ITU, http://www.itu.int/PPI/press/releases/1997/itu-08.htm
[3] Pierre Simonitsch, "Neues Adreßsystem fürs Internet", Frankfurter Rundschau vom 3. 5. 1997
[4] Clemens Kochinke / Ulrich Bäumler, "Die Vergaberichtlinie des InterNic bei Internetadressen", CR 1996, S.500
[5] Clemens Kochinke / Ulrich Bäumler, "Die Vergaberichtlinie des InterNic bei Internetadressen", CR 1996, S.500
[6] Stefan Ehrmann, "Keine Domain-Reservierung mehr", ct 4/1996, S. 48


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