Als
der Vorläufer des Internet, das militärische Arpanet, Ende der 60er
Jahre in den USA entstand, dachte noch niemand an ein weltweites Netzwerk mit
Millionen angeschlossenen Computern. Man brauchte jedoch ein System, um die
angeschlossenen Computer voneinander zu unterscheiden und eindeutig adressieren
zu können. So ersann man ein Adressensystem, indem jeder Computer eine
eindeutige Adresse erhielt, bestehend aus 4 Zahlen, die 0-255 betragen
können und durch Punkte voneinander getrennt werden.
Später wurde das Netz über den militärischen Bereich hinaus
erweitert: Auch Universitäten und Regierungsinstitutionen in den USA
erhielten Anschluß. Bei der neuen Benutzergruppe der Studenten zeigte
sich bald eine große Schwäche des Adressensystems: Niemand konnte
sich die kryptischen Rechneradressen merken, zumal sie ohne jedes System
vergeben worden waren (so manche Universität hatte eine Airbase als
"Adressennachbar"). Schließlich fand sich mit dem "Domain Name Service"
(DNS) eine abwärtskompatible Lösung: Jeder Rechner erhielt neben
seiner Nummer (IP-Adresse) einen Namen und wurde einer Domain zugeordnet.
Einige zentrale "Domain Name Server" speicherten Tabellen mit der
Übersetzung von Domain-Adressen in IP-Adressen und tauschten sich
gegenseitig aus. Die an das Netzwerk angeschlossenen Computer konnten nun
ihrerseits automatische Anfragen an einen DNS-Server richten, so daß die
Benutzer mit den neuen Domain-Adressen arbeiten konnten. Die Domain-Adressen
können bis zu 24 Buchstaben, Zahlen oder Hyphen enthalten, die wiederum
durch Punkte unterteilt werden können. Ganz am Anfang steht, abgetrennt
durch einen Punkt, der Name des angeschlossenen Computers. In der Mitte steht
der Name der Domain, der der Computer zugeordnet wird. Ist eine Domain in
Subdomains aufgeteilt, so steht deren Name, abgetrennt durch einem Punkt, vor
dem Domain-Namen. Am Ende der Domainadresse steht, wieder durch einen Punkt
abgetrennt, ein höchstens 4 Zeichen langes Kürzel für die
Toplevel-Domain. Das damals bestehende (rein amerikanische) Netz wurde nach den
Beteiligten Institutionen in Toplevel-Domains aufgeteilt:
Institution |
Militär |
Universitäten |
Regierung |
Sonst. Org. |
TL-Domain |
mil |
edu |
gov |
org |
Als die ersten Privatfirmen angeschlossen wurden, schuf man für sie die
Toplevel-Domain com.
Daraus sollten sich Probleme ergeben, als das Netz über die Grenzen der
USA hinaus zum "Internet" ausgedehnt wurde: Man konnte sich nicht vorstellen,
ein weltweites Computernetz nur nach solchen Instituten zu ordnen und
beschloß die Verwendung von Länderkürzeln als Toplevel-Domains:
Land |
Deutschland |
Frankreich |
Großbrit. |
Japan |
TL-Domain |
de |
fr |
uk |
jp |
Aus Kompatibilitätsgründen wurde jedoch in den USA die bisherige
Ordnung beibehalten, die Einführung der Toplevel-Domain "us" scheiterte.
Statt dessen wurden com, edu, gov und org zu weltweiten Toplevel-Domains.
Jedoch sind gov und edu bis heute ausschließlich in den USA
gebräuchlich, während fortan die Toplevel-Domain "com" an Firmen in
aller Welt vergeben wurde. Dies führt bis heute zu einer chaotischen
Struktur bei den Domain-Adressen.
Domain-Namen kennzeichneten ursprünglich die einzelnen Computernetzwerke, die einer Toplevel-Domain angehörten. Seit das Internet durch die Entwicklung des WWW (World Wide Web) einen Boom erlebte und die Internetadresse immer wichtiger wird, gibt es jedoch mehr und mehr "virtuelle" Domains, die nur der besseren Auffindbarkeit eines bestimmten Internet-Servers dienen, der eigentlich einem anderen Netzwerk angehört. Der Domain-Name kann von seinem Benutzer frei gewählt werden. Er muß lediglich einen Antrag auf Eintragung in das DNS-System stellen.
Ursprünglich
war für diese Anträge weltweit das Internet Network Information
Center (InterNic) mit Sitz in den USA zuständig, seit dem 1. 1. 1994 gibt
es für die einzelnen Länder-Toplevel-Domains eigene Vergabestellen,
für die deutsche ("de") ist das DE-NIC an der Universität Karlsruhe
zuständig, dem die deutschen Internet-Provider als Mitglieder
angehören[1]. InterNic vergibt weiterhin
die Adressen in den US-Toplevel-Domains und war bisher auch für die
internationalen Toplevel-Domains zuständig. Am 1. Mai 1997 jedoch
verständigten sich in Genf 80 bedeutende Telekommunikationsunternehmen
unter Federführung der International Telecommunication Union darauf, diese
Aufgabe zukünftig von insgesamt 28 regionalen Vergabestellen wahrnehmen zu
lassen. Gleichzeitig wurde eine Anzahl neuer internationaler Toplevel-Domains
eingeführt.[2] Die neuen Kürzel stehen
für Firmen (.firm), Anbieter von Gütern und Dienstleistungen
(.store), Aktivitäten des Web (.web), Kulturveranstaltungen (.arts),
Unterhaltung und Freizeit (.rec), Informationsservice (.info) und für
Einzelpersonen (.nom)[3]. Die Domain-Namen
werden nach dem System "wer zuerst kommt, mahlt zuerst" vergeben. InterNic und
DE-Nic prüfen lediglich, ob die entsprechende Adresse schon einmal
vergeben wurde und stellen so die weltweite Einmaligkeit des Domain-Namens
sicher[4]. Allerdings ist InterNic mittlerweile
dazu übergegangen, bei Adreßanträgen, die eingetragenen
Warenzeichen entsprechen, die Warenzeicheninhaber zu informieren. Auf Einspruch
des Warenzeicheninhabers hat der Antragsteller zu beweisen, daß er das
Recht hat, die begehrte Adresse zu benutzen, andernfalls wird sie nicht
vergeben[5]. DE-Nic vergibt Adressen nur noch
dann, wenn sie auch sofort genutzt werden. Reservierungen sind nicht mehr
möglich[6].
Damit reagieren diese Institute auf die Fülle von rechtlichen Konflikten,
die die freie Vergabe von Domain-Namen ausgelöst hat.
[1] Detlev Gabel, "Internet: Die Domain
Namen", NJW-CoR 1996, S. 322
[2] Presseerklärung der ITU,
http://www.itu.int/PPI/press/releases/1997/itu-08.htm
[3] Pierre Simonitsch, "Neues Adreßsystem
fürs Internet", Frankfurter Rundschau vom 3. 5. 1997
[4] Clemens Kochinke / Ulrich Bäumler, "Die
Vergaberichtlinie des InterNic bei Internetadressen", CR 1996, S.500
[5] Clemens Kochinke / Ulrich Bäumler, "Die
Vergaberichtlinie des InterNic bei Internetadressen", CR 1996, S.500
[6] Stefan Ehrmann, "Keine Domain-Reservierung
mehr", ct 4/1996, S. 48